Love Life
Koji Fukada, Frankreich, Japan, 2022o
Taeko und ihr Mann Jirō führen ein friedliches Leben mit ihrem kleinen Sohn Keita, als ein tragischer Unfall den lange vermissten Vater des Jungen, Park, zurück in ihr Leben bringt. Um den Schmerz und die Schuldgefühle zu bewältigen, engagiert sich Taeko für den tauben und obdachlosen Mann.
Der japanische Regisseur Koji Fukada ist ein Meister von Beziehungsgeschichten. In Sayonara untersuchte er mit einer Mischung aus Distanz und Poesie die Beziehung zwischen einem Menschen und einem Androiden. In Love Life beobachtet er die scheinbar klassischere Beziehungsstruktur in einer wohlhabenden japanischen Familie der Mittelklasse. Die Harmonie in den ersten Minuten des Films ist dabei eine Illusion, denn Jiros Vater sieht die Heirat seines Sohnes mit Taeko, einer Frau, die einen kleinen Sohnes aus erster Ehe mitbringt, mit sehr gemischten Gefühlen. Als das Kind bei einem Haushaltsunfall ums Leben kommt, wird das familiäre Gleichgewicht bereits auf eine harte Probe gestellt, und das unerwartete Auftauchen von Takeos erstem Ehemann verschlimmert die aufgeladene Situation erst recht. Mit der Eleganz und Zurückhaltung eines erfahrenen Filmemachers achtet Koji Fukada auf die unzähligen Nuancen, welche die Beziehung der Figuren modulieren. Er beweist erneut, dass er wie fast kein anderer erzählen kann, wie menschliche Wesen ihren Platz in der Welt zu finden wissen.
Émilien Gür